Ladakh 1997

Ladakh liegt in Indien, das Land das ich überhaupt nicht mochte, doch Ladakh war ein anderes Indien, das Indien der Tibeter.

Vorher war ich in Tibet und dort sagte man, Ladakh sei authentischer, weil frei und nicht am Gängelband Chinas.

Es ist ja alles eine Sache des persönlichen Empfindens, aber für mich war Tibet weitaus lebendiger.

Hier in Ladakh musste man, vor allem in kleinen Klöstern, erstmal einen Mönch suchen, der aufschloss. Fand man ihn kam er gelangweilt herbei, schloss auf, wartete weiter, ebenfalls gelangweilt, bis wir endlich fertig waren, er wieder zuschließen und verschwinden konnte.

Diese Klöster waren für mich eher Museen als lebendige Stätten eines Glaubens.

Landschaftlich war das Land natürlich ein Kleinod für den, der Karges mag.

Der Tibetische Buddhismus hat ein groß angelegtes Pantheon. Das griechische sei dagegen eine Kleinfamilie, meinte ein Reiseleiter. Wie schon an anderer Stelle erwähnt war mir der Tibetische Buddhismus nicht wirklich zugänglich, so blieben mir die einzelnen Wesenheiten dieses Pantheons auch weithin verschlossen, im Gegensatz zum hinduistischen, das mir, später dann, nach kurzer Zeit vertraut war.

Was ich aber erzählen will … in jedem Pantheon gibt es wohlwollende und zornvolle Wesen. Die zornvollen Wesen sind in verschlossenen Räumen, die nur von speziell Eingeweihten betreten werden dürfen.

In Ladakh nun wurde uns solch ein Raum aufgeschlossen, ich war entsetzt. Es muss Dinge geben, die dem ‚Fußvolk‘ verschlossen bleiben. Ein Kloster ist keine Geisterbahn. Das ist meine Meinung, mag jeder darüber denken wie er mag. Für mich war das jedenfalls ein Sakrileg, das in Tibet niemals vorgekommen wäre und ich auch in keinem anderen Land jemals mehr so erfuhr.

Am meisten ärgere ich mich aber über mich selbst, ich wollte nicht in diesen Raum, verurteilte was da geschah und dann trieb mich die Neugierde doch hinein. Ja, so war das.

Impressionen aus Ladakh