Myanmar 1996

Myanmar, das ehemalige Birma, ist ein Traum aus Gold … Pagoden in allen Größen strahlen mit der Sonne um die Wette.

Hier lernte ich etwas, das mich für immer begleiten würde.

Myanmar hat eine lebendige Kloster Kultur, stets trifft man Mönche und Nonnen, die mit ihren Bettelschalen herumlaufen.

Nun tat ich da jeweils gern etwas hinein, erhielt aber keine Freudenbekundung zurück, ein Lächeln oder ein wie auch immer geartetes Danke. Im Gegenteil, Mönche und Nonnen schauten mich an als wäre nichts geschehen. Das ist sowas von ungewohnt, ich frage den Reiseleiter und erhielt eine umwerfende Antwort.

Ich muss mich bei Mönch/Nonne bedanken, dass ich geben durfte.

Diese Sicht, die mir durchaus eingängig war, begleitete mich durch Asien.

Als ich mich später mit den indischen Weisheitstexten befasste kam die Fortsetzung – Der Gebende gebe ohne Erwartungshaltung, selbstlos, ohne nach einer wie auch immer gearteten ‚Belohnung‘ zu trachten. Ein Dank wäre schon eine Belohnung für das Ego, das es zu befrieden gilt.

Und just als ich diesen Blog vorbereitete kam mir mein Poeasiealbum in die Hände – da schrieb mir doch in den 1960er Jahren eine Schulkameradin hinein: Tu‘ Gutes, doch begehre nicht, dass man von deiner Tugend spricht. Muss man also gar nicht bis nach Asien reisen …

Wenn wir geben erwarten wir etwas zurück, wenigstens ein Lächeln und eben das Wort Danke. Wir möchten etwas zurückhaben.

Ich lernte einst einen Inder kennen, der für kurze Zeit nach Deutschland kam, ich machte mit ihm die Behördengänge und zeigte ihm seine neue Heimatstadt. Das erste was ich ihm erklärte war, dass man in Deutschland Danke sagt, um genauer zu sein, dass man zu mir Danke sagt … ich brauchte die Belohnung.

Er sagte ab dann immer Danke, aber es war kein Wort das ihm etwas bedeutete. Er sagte es, weil ich es verlangte, man merkte es daran wie er es sagte, am ‚leeren‘ Klang seiner Stimme. Hätte ich gesagt man sagt Dudeldei hätte er Dudeldei gesagt.

Ich begann auch darauf zu achten wie wir mit dem Danke umgehen und stellte fest, wir danken ständig, für uns ist Danke zur Floskel geworden, ein Überbrücken, um nicht schweigen zu müssen.

Die Kassiererin bedankt sich, wenn wir die gekauften Waren bezahlen … warum? Es ist lediglich ein Tausch von Ware gegen Geld, kein Grund für einen Dank.

Wir bezahlen dann und danken der Kassiererin für das Rückgeld, also das uns zustehende Geld. Sie schenkt uns nichts.

Achten Sie einmal ganz bewusst bei Konversationen darauf, wie oft uns das Danke aus dem Mund flattert, ohne dass ein Geben vorausging das eines Dankes würdig wäre.

Hier wird Gold zu hauchdünnen Plättchen geklopft, sie kann man kaufen und auf einer Statue anbringen.