Marokko 1983

1983 ging es nach Marokko mit Bus und Schiff. Welch ein Zauber, welch ein Traum von Orient. Ich konnte das alles noch gar nicht erfassen.

Die Bazare, die Gewürze, das Couscous, der zuckersüße Pfefferminztee, die heißen Brotfladen. Die Landschaft, die Berge, die Palmenhaine und Sonne, Sonne, Sonne nichts als Sonne. Marrakesch und sein Djemaa el Fna, der Platz auf dem Gaukler und Märchenerzähler sich ein Stelldichein gaben. Auf der Terrasse eines kleinen Lokals tranken wir einen zuckersüßen Pfefferminztee und schauten dem Treiben von oben genüsslich zu.

Apropos Sonne … auf der Fahrt durch die Wüste regnete es an einem Tag. Wir waren natürlich nicht begeistert, aber der Tag blieb mir für immer in Erinnerung, weil ich nie mehr irgendwo gesehen habe, wie Menschen sich über Regen freuen. Jedes Gefäß, war es noch so klein oder noch so groß, wurde nach draußen gestellt um diese Kostbarkeit aufzufangen. Flüsse bildeten sich im trockenen Lehm, am anderen Tag waren sie schon wieder versiegt. Die Sonne hatte wieder die Regentschaft übernommen … über eine grüne, blühende Wüste.

Ich war 1994 nochmal zum Wandern in Marokko, keine Städte, nur Dörfer und Landschaft. 1997 begleitete ich eine Freundin, die die Königsstädte Tour machen wollte. Was rund 15 Jahre doch ausmachten, der Tourismus hatte ganze Arbeit geleistet. Obwohl mit einem Studienreisen Veranstalter unterwegs kam ich mir vor wie auf einer Kaffeefahrt.

Der größte Schock war jedoch der Djemaa el Fna. Das waren keine Gaukler mehr, das waren Profis, jeder mit einem aufgespannten Schirm ‚bewaffnet‘, den er vor sich stellte, sobald ein Tourist ein Foto machen wollte. Erst galt es zu bezahlen. Das kleine Lokal von damals gab es noch, ich erkannte es sofort. Es war aber nun eines von zahllosen Lokalen rings um den Platz. Man bezahlte überall Eintritt in Form eines Gutscheines für ein Getränk. Anders kam man nirgends mehr rein. Man verstehe mich bitte nicht falsch, mir geht es nicht darum in dem Land das ich besuche nicht auch die Menschen und das Gewerbe zu unterstützen, im Gegenteil. Nur waren das eben wenig schöne Auswüchse, die mich vielleicht nicht gestört hätten, hätte ich es nicht Jahre zuvor so ganz anders erlebt.

So gingen wir am letzten Tag noch ein wenig in der Gegend ums Hotel spazieren, wir waren zu viert, kamen an einem Bettler vorbei und gaben ihm alle unser letztes Geld. Als wir uns nochmal umdrehten packte er zusammen – er konnte Feierabend machen, dazu hatten wir beigetragen … ein schöner Abschied.

Doch hatte ich auch eine schlimme Erfahrung in diese Richtung. Ich saß in einem Café als zwei kleine Jungs auf mich zukamen und bettelten. Geld wollte ich ihnen nicht geben, aber ich rief den Kuchenverkäufer, der mit einem großen Tablett durch den Außenbereich des Lokals zog, und sagte den Jungs mit Zeichensprache nehmt euch einen Kuchen. In Sekundenschnelle schoss eine Horde Kinder herbei und plünderte den Kuchenverkäufer, schlugen sich um den Kuchen. Einheimische Gäste mussten die Situation retten. Das Tablett lag leer auf dem Boden, die Kinder waren weg. Ich wäre am liebsten in den Erdboden versunken. So dumm kann nur eine europäische Touristin sein. Ich bezahlte alles und trollte mich. Das war definitiv ein Fauxpas, doch ich hatte daraus gelernt. Kinder scheinen im Orient und in Asien uns zu sehen, aber wir sehen sie nicht. Gibst du einem einen Kuli stehen wie aus dem Nichts alle Kinder des Dorfes vor dir.

Ja, auch Reisen will gelernt sein, man gibt die Kulis, Bonbons oder was auch immer einem einheimischen Erwachsenen. Er kann mit den Kindern umgehen, ihn respektieren sie, er verteilt die Gaben und wenn die Kinder in Streit geraten schlichtet er. So einfach ist das.

Impressionen Marokko

Natur

     

Der Djemaa el Fna

Und die Industrie … billiges Leder und Baumwolle