Erzwinge nichts

Die Gangesquelle stand schon lange auf meiner Wunschliste. Groß war die Auswahl nicht, meist waren es expeditionsartige Reisen, die dort hinführten und dann weitergingen in den Himalaya hinein. Das war ja nichts für mich, ich war ja ein sogenannter Warmduscher auf dem Gebiet des Reisens.

1999 wollte ich es nun endlich angehen. Drei Reisen hatte ich im Visier keine kam zustande.

Nun habe ich seit Urzeiten eine eiserne Regel: Aller guten Dinge sind drei. Sprichworte haben ihren Sinn … man soll nichts erzwingen wollen.

Diesmal wollte ich meine Niederlage nicht wahrhaben und ich suchte weiter, fand eine vierte Reise, die zustande kam. Ich buchte.

Es war ein sehr früher Flug ab Frankfurt, ich fuhr mit dem Mietwagen einen Tag früher hin und übernachtete in einem nahen Hotel. Als ich am Eincheck-Schalter dran war schaute die Dame verdutzt und meinte: ‚Ihr Flug ging gestern.‘

Mir gingen alle Lichter aus. Nachfliegen kam nicht in Frage, die Gruppe war mir ja einen Tag voraus, den ich nie einholen konnte. Und ich wollte auch nicht nachfliegen. Ich wollte auch nicht wo anders hin als Ersatz. Ich wollte einfach nur weg hier und nach Hause.

Einen Mietwagen gab es keinen mehr am Flughafen, ich musste mit dem Zug zurück. Mit Autofahren wäre ich beschäftigt gewesen, so saß ich im Zug und konnte über mein Leid grübeln.

Ja, ich wollte etwas erzwingen, doch das Schicksal lässt sich nicht zwingen … was nicht sein soll wird verhindert, zur Not wird man einfach ‚blind‘ gemacht.

Ich ging also wieder ins Büro, erzählte von meinem Missgeschick … was die Kollegen dachten weiß ich nicht und wollte es auch nicht wissen.

Die ‚Aller guten Dinge sind drei‘ Regel wollte ich niemals mehr übergehen. Und zu meiner Gangesquelle kam ich sieben Jahre später, da war sie dran auf meiner Lebensreise und viel gehaltvoller vom Programmablauf als diese.