Heute wäre ich zu bequem …

Der Stuttgarter Raum liegt günstig, wenn man kurz nach Frankreich oder Italien will. Da gab es, wahrscheinlich gibt es das auch heute noch, Busreisen nach Paris. Zwei Varianten wurden angeboten. Freitag nachts hin, morgens in Paris ankommen, eine Übernachtung und am Sonntag zurück oder keine Übernachtung und gleich in der nächsten Nacht zurück. Hab‘ ich mehr als einmal gemacht.

Nach Verona zu den Festspielen fuhr ich ebenfalls am Freitag nachts los, verbrachte den Tag dort. Abends besuchte ich das erste Mal Aida und das zweite Mal Nabucco. Gleich nach der Vorstellung fuhr der Bus zurück.

Venedig wurde ebenfalls derart angeboten. Und Meran – hier beging ich einen Riesenfehler. Ich trank zu meiner knusprigen, köstlichen Pizza ein Glas Wein. Die nächsten Stunden waren ein einziger Kampf mit dem Schlaf, ich dachte ich falle im Laufen um, an sich irgendwo hinzusetzen war nicht zu denken, ich wäre eingeschlafen. Auch ein Espresso nützte nichts, es dauerte seine Zeit bis das Tief überwunden war.

Auf diese Art, aber ohne Wein, schaute ich mir auch Dresden an.

Ja, solche Sachen macht man, wenn man jung ist, heute unvorstellbar. Und so gibt es Etliches, das ich heute nicht mehr machen würde, vor allem die langen Flüge würde ich mir nicht mehr antun und auch keine lange Busreise, sei sie bei Tag oder Nacht.

Deshalb bin ich froh, alles in jungen Jahren gemacht zu haben, heute, im Alter, keinen Reise-Berg vor mir zu haben.

Natürlich habe ich auf den Reisen viele alte Reiselustige getroffen. Meine dahingehende ultimative Bekanntschaft war ein über 90-Jähriger, der zu seinem runden Geburtstag sich eine Kanu Reise durch Papua-Neuguinea schenkte – alle Achtung!

Dann habe ich Menschen kennengelernt, die wenn die Kinder aus dem Haus sind reisen wollten und danach planten zu reisen, wenn die Enkel groß sind. Eine Dame, die Ende des Jahres in Rente ging wollte gleich im Frühjar mit dem Reisen beginnen. Als ich sie wieder traf erzählte sie mir, die Schwiegertochter sei schwanger, das Reisen müsse bis Herbst warten … Menschen, die sich ihre Reisewünsche nicht erfüllten. Vielleicht waren die Wünsche auch nicht stark genug. Es soll Menschen geben, die einen Traum brauchen. Würden sie ihn sich erfüllen wäre er weg … und was dann? So kommt kurz vor der Erfüllung eben immer etwas dazwischen … zum Glück …

So unterschiedlich sind wir … ich bin froh keinen Traum mehr zu haben … außer mein Luftschloss.