Tibet 1995

Meine Tibet Reise war etwas Einzigartiges. Ich hatte mir etwas ganz Besonderes ausgesucht. Flug nach Peking, Weiterflug nach Xining und dann mit dem Bus bis Kathmandu. Besonders war, dass wir nicht, wie üblich, zu dem 3.600 m hoch liegenden Lhasa hinauffuhren, sondern von rund 5.000 m hinunter fuhren nach Lhasa.

Die Route: Peking – Xining – Kokonor See – Chaka – Golmud – Tuotuohe – Nagchu – Lhasa – Gyantse – Shigaze – Shekar – Zhangmu – Kathmandu.

Tibet ist ein Hochplateau, war mir so nicht bewusst, erwartete, durch eine Gebirgslandschaft zu fahren, aber die Berge waren weit, weit entfernt. Tibet ist endlose Weite und wohl kaum irgendwo wird einem Abgeschiedenheit so vor Augen geführt. Da stehen irgendwo ein paar Zelte und ein Yak davor und dann kommt ewig lange nichts mehr. Auch ein paar Großstädte gab es natürlich auf der Route, ansonsten Klöster, Klöster und nochmal Klöster. Eines lebendiger als das andere, Großfamilien auf Pilgerreise, die Frauen ihr Haar zu 108 Zöpfchen geflochten und festlich gekleidet. Sich niederwerfend vor dem Kloster und dem Heiligtum. Die Klöster dunkel, es roch nach Butter, die die Öllampen am Brennen hielt. Der tiefe Gesang der Mönche, die Trommeln, die Becken, die Glocken.

Wenig beeindruckend, aber in diesem Fall auch unwichtig, das Essen. Das Schlimmste war der Buttertee. Ich konnte ihn nicht trinken. Manchen schmeckte er.

Kalt war es natürlich, unsere Koffer waren leer, wir hatten alles an. Wegen der Höhe sollte man viel trinken, doch das musste ja auch wieder raus und da fror man dann vollkommen aus. Wir waren alle erkältet. Auch die Höhe machte vielen zu schaffen, das Sauerstoffzelt kam öfters zum Einsatz. Mir machte sie gar nichts aus, im Gegenteil ich fühlte mich da oben pudelwohl.

Diese Hochebene endet ganz abrupt, plötzlich fährt der Bus nach unten, von rund 5.000 auf rund 2.000 m, bis an die Grenzstadt zu Nepal – Zhangmu. Das passte meinen Ohren irgendwie nicht, es dauerte eine Woche bis ich wieder richtig hörte. Außer mir hatte das Problem niemand.

Ich war ja nun inzwischen einiges gewohnt was Hotels anbetraf, doch das setzte alles in den Schatten. Ich war sicher, dass es morgen früh losgehen würde, wir hatten ja eine lange Fahrt vor uns, also einfach nur schlafen, am besten gar nicht ausziehen.

Der Schock kam beim Abendessen – die Grenze öffnet erst um 10.00 Uhr, das hieß gemütliches Ausschlafen in dieser Kaschemme, beim Frühstück konnte man sich auch nicht lange aufhalten, es entsprach dem Zustand der Zimmer. Aber auch das ging vorbei.

Wir wurden auf Lastwagen verladen und fuhren stehend – an sitzen war nicht zu denken wegen der Schläge von unten – eine ‚Geröll in Schlamm‘ Piste entlang, schaukelten an Abgründen vorbei bis zu einem Erdrutsch, an dem die Laster halten. Die Touristen gehen zu Fuß weiter, das Gepäck wird von Trägern getragen. Da dies eine wunderbare Einnahmequelle ist wird der Erdrutsch belassen.

Drüben stand der neue Lastwagen und weiter ging die Höllenfahrt. Ich war nicht die einzige die sich immer wieder sagte, dass man das alles freiwillig mache und einen niemand gezwungen habe, daraus resultierte die Frage: Warum tut man sich das an?

Aber in Kathmandu angekommen war die Welt wieder in Ordnung, ein idyllisches Hotel und eine touristische Infrastruktur wie der Westler sie sich wünscht. Mit einem 22 Gänge Menue beendeten wir diese einmalige Reise.

Impressionen aus Tibet