Jordanien, Sinai 1989

Ein landschaftlicher Höhepunkt war Petra. Ein schönes Hotel fanden wir vor und am nächsten Morgen ging es zu Pferd hinunter in diese altehrwürdige Nekropole.

Wir warteten vor dem Eingang … von überall her kamen Reiter und boten ihr Pferd an. Der Reiseleiter verhandelte den Preis und los ging‘s. Wir im Sattel, der Besitzer des Pferdes führte das Tier. Und dann empfingen uns die Farben von Petra.

Das nächste Ziel war der Sinai und die Besteigung des gleichnamigen Berges. Das kam für mich nicht in Frage.

Eine idyllische Hotelanlage empfing uns, lauter kleine Steinhäuschen, jeder bekam seines. Ganz neu, man roch noch die Farbe. Hier war man so richtig mitten in der Wüste.

Beim Abendessen wurde der Aufstieg besprochen, um 2.00 Uhr in der Nacht sollte es losgehen, um zum Sonnenaufgang oben zu sein.

Na ja, wäre schon gern dabei, aber ich einen Berg besteigen? Ich schaute mich im Speisesaal um, es waren ja noch mehr Reisegruppen angekommen … also wer sich da so alles auf den Weg machen wollte … Alte und Dicke … ich schaute sie mir alle an … wenn die das schaffen, dann schaffe ich es auch! Ich besprach mich mit dem Reiseleiter, er machte mir Mut und schlug mir vor, ein Kamel zu nehmen. Doch das kam nicht in Frage, entweder ich steige da selber hoch oder bleibe unten. Ich beschloss mitzugehen.

Wäre ich nicht mit … ich hätte viel versäumt … der Aufstieg war ein breiter gut begehbarer Weg, der Anstieg erträglich und wir hatten ja Zeit, jeder konnte sein Tempo gehen. Die Nacht war mild und klar, eine Mondsichel hing am Himmel. Am Weg lagerten Einheimische die Tee und Kekse verkauften. Ich trank den Tee als wäre es Nektar, die Kekse waren das Beste was ich jemals gegessen hatte … majestätisch schritten zwei Kamele an uns vorbei, die ein Ehepaar hinauftrugen, meine Güte war das romantisch … ein Glück, dass ich diesen Aufstieg wagte.

Der letzte Teil war dann ein wenig steinig, bei Tag sicher nicht der Rede wert, aber es war ja Nacht und da kam ich dann schon etwas ins Schwitzen, vor allem weil ‚erfahrene Bergsteiger‘ nun anfingen zu drängeln und den Amateuren zeigen wollten wie man da hinaufschwebt.

Irgendwann war ich oben, wir stolperten über Schlafsäcke, einige Touristen schliefen auf dem Berg, auch eine schöne Idee. Nun wurde es natürlich eng auf dem Gipfel, die Sonne ließ nicht mehr lange auf sich warten und ich suchte mir ein freies Plätzchen, wo ich ein bisschen allein mit mir sein konnte – ah, da drüben … ganz frei, juhuu! Ich ging hin … es war die Toilette derer, die auf dem Berg übernachteten, deshalb stand da keiner. Also wieder zurück in die Horde. Und da kam sie auch schon, die Sonne, tauchte den Himmel und den Sinai in rote Farbe. Als sie am Himmel stand stiegen wir wieder hinunter sahen wo wir hergekommen waren, den Weg, die Landschaft, alles zeigte sich uns nun im schönsten Glanze.

Die Tee- und Keksverkäufer hatten ihre Auslagen eingeräumt, jetzt kaufte niemand mehr etwas, auf die Touristen wartete ein reichhaltiges Frühstück im Hotel.

War ich froh, da oben gewesen zu sein.

Wir besichtigten das Katharinen Kloster und dann ging es wieder zurück nach Kairo, die Reise war zu Ende.

Ich hatte eine Kollegin, die immer von ihren Wanderreisen schwärmte. Wie schon erwähnt, war ich nicht groß an Bewegung interessiert, Spaziergänge ja, aber so richtig wandern … stundenlang wandern … jeden Tag? Nein, das war nichts für mich.

Nach diesem Aufstieg war eines sicher, die nächste Reise wird eine Wanderreise!

1994 kam ich nochmal auf den Sinai, eben zum Wandern. Das idyllische Hotel stand noch, aber es war total heruntergekommen. Es tat weh, hatte ich es doch in so schöner Erinnerung. Kein Stuhl auf der Terrasse war mehr so intakt, dass man darauf hätte sitzen können. Das Restaurant war eine Imbissbude geworden, wo jeder morgens sein in einem Karton abgepacktes Frühstück bekam. Abends gab es ebenfalls einen internationalen Einheitsbrei. Dass man im Orient war vergaß man hier vollkommen. Das freundliche Personal war auch verschwunden.

Und der Aufstieg war zum Touristenrummel verkommen. Zig Kamele lagerten unten am Weg, man wurde belästigt, eines zu nehmen. Die kleinen, von einer Funzel beleuchten Stände mit Tee und Keksen, hatten sich zu Warentheken gewandelt. Zweimal und nie wieder bestieg ich den Berg Sinai. Nein, dreimal war ich oben, einmal bei Tag, da ist man ganz allein auf dem Weg.

Der Berg Sinai hat seine Berühmtheit, weil Moses dort die zehn Gebote empfing. Der diesem Berg in nichts nachstehende Katharinenberg gerät dadurch ins nicht verdiente Hintertreffen und war der Geheimtipp für alle, die dem Rummel aus dem Weg gehen wollten.

Sonnenaufgang auf dem Berg Sinai

Die Farben von Petra
     

     

Unser schönes Hotel
     

Der Sinai bietet auch lauschige Ecken.