Fernseher

Der Weihnachtsmarkt in Ludwigsburg ist mir der liebste in meiner Gegend. Die Stände stehen nicht so eng wie bei den anderen, man wird also nicht durchgeschoben und er ist an sich nicht überlaufen.

Ein deutscher Lebenskünstler, der auf Bali lebt, verkaufte dort asiatisches Kunsthandwerk. In seinem Stand entdeckte ich den schönsten Buddha, den ich je gesehen hatte. Mein Blick blieb an ihm hängen: ‚Wie gern hätte ich ihn, doch ich habe keinen Platz in meiner Wohnung‘, sagte ich. Es war eine relativ große Statue, die man nicht so einfach irgendwo hinsetzen konnte. Sie brauchte einen Platz, an dem sie zur Wirkung kam.

‚Stellen sie ihn dahin wo der Fernseher steht‘, meinte der Lebenskünstler. Ich lachte, warf einen letzten Blick auf das Objekt meiner Begierde und ging.

Den Buddha hatte ich irgendwann vergessen, aber der Satz ‚stellen sie ihn dahin wo der Fernseher steht‘ ging mir nicht mehr aus dem Kopf, wurde lauter und lauter … Weihnachten war längst vorbei, der Lebenskünstler wieder in Bali …

Im Keller stand noch ein rollbarer Tisch, den holte ich herauf, stellte den Fernseher drauf und ab damit in die Abstellkammer. Dann machte ich mich auf die Suche nach einem Buddha, so schön wie jener. Ich fand natürlich keinen … der Platz blieb dennoch nicht leer, mein tanzender Shiva zog um und bekam nun diesen Ehrenplatz.

Den Fernseher, den ich eh wenig nutzte, rollte ich also heraus, wenn ich mal fernsehen wollte und wieder hinein. Irgendwann rollte ich ihn heraus und brachte ihn in den Keller, er war unwichtig geworden, aber ganz hergeben? Nein, das ging noch nicht.

Es kam der Tag an dem die Tochter meiner Nachbarin auszog und ihren eigenen Hausstand gründete. Im Gespräch mit ihrer Mutter erfuhr ich, was noch so fehlte im eigenen Reich … ein Fernseher war auch darunter. Ich bot den meinen an … und weg war er. Das war 2005, ich habe ihn nie vermisst. Und dem Lebenskünstler aus Bali bin ich für alle Zeit dankbar für diesen Denkanstoß.